Behandlungsbeispiele

 

Das Erstgespräch ermöglicht mir, einen Einblick in die Situation des Patienten zu erhalten. Gemeinsam mit dem Patienten gilt es zu klären, ob eine homöopathische Behandlung angezeigt ist und diese durch schulmedizinische Therapien ergänzt werden sollte. Entscheidet sich der Patient für eine homöopathische Behandlung folgt eine ausführliche Befragung, das sogenannte Anamnesegespräch.

Die folgenden Behandlungsbeispiele skizzieren einen möglichen Behandlungsverlauf mit rein exemplarischer Funktion. Jeder Patient ist anders und somit auch jeder Behandlungsverlauf individuell verschieden.
Für eine bessere Übersichtlichkeit habe ich mich bei der Darstellung bewusst auf kurze Dialogauszüge sowie auf die Beschreibung weniger herausragender Symptome beschränkt. Um die Anonymität der Patienten zu gewährleisten wurden die Personalien verändert.

 

1. Panikattacken, Schlafstörung

Bericht:
Ein 29-jähriger Rechtsanwalt berichtete über folgende Beschwerden:
„Alles was ich in der Presse an schlimmen Ereignissen lese, macht mir Angst, da ich sofort das Gefühl habe, das könnte mir auch passieren. Ich bekomme plötzlich ohne erkennbaren Auslöser mehrmals am Tag Panikattacken und Todesangst. Das alles hat vor 2 ½ Jahren begonnen, nachdem ich mit dem Rauchen aufgehört habe und mit meiner jetzigen Freundin zusammengezogen bin. Seit langem schon wache ich bis zu zehn mal in der Nacht auf, weil ich auf die Toilette gehen muss.”

Kommentar:
Panikattacken sind eine häufige psychische Erkrankung, die verschiedene Ursachen haben kann. In der Homöopathie finden sich mehr als 20 Mittel, die zur Behandlung dieser Störung zur Anwendung kommen können. Bei der Arzneimittelwahl werden zusätzliche Symptome (z. B. starkes Frieren, häufige nächtliche Toilettengänge) und persönliche Vorlieben (essen von gekochten Eiern in großen Mengen) berücksichtigt, um die Anzahl der in Frage kommenden Medikamente zu reduzieren und das optimale Mittel zu finden. 
Behandlungsverlauf:
Ein Tag nach der Einnahme des von mir verordneten homöopathischen Mittels trat eine starke Müdigkeit auf. In der Nacht war er nur zweimal auf der Toilette gewesen. Die Ängste und Panikattacken traten in den nächsten Wochen deutlich seltener auf, verschwanden jedoch nicht vollständig. Der Patient begann eine psychotherapeutische Behandlung, die es ihm schließlich ermöglichte, mit belastenden Situationen im Beruf und in der Beziehung besser umgehen zu können.

Kommentar:

Bei seelischen Problemen kann es sinnvoll sein, neben der Homöopathie auch eine psychotherapeutische Behandlung zu beginnen.

 

2. Restless legs Syndrom

Bericht:
Ein 61 jähriger kaufmännischer Angestellter erzählte mir von seinen Beschwerden:
„Seit drei Monaten leide ich unter unruhigen Beinen. Besonders abends kann ich die Beine nicht still halten. Es schießt mir dann blitzartig in die Wadenmuskulatur ein. Ich habe bereits Valium und L-Dopa eingenommen. L-Dopa hat auch gut geholfen, aber selbst mit einer geringen Dosierung habe ich Alpträume gehabt, aus denen ich schweißgebadet erwacht bin. Deshalb hoffe ich auf eine homöopathische Alternative”.
In der Gesprächssituation wirkte der Patient unruhig. Auf mein Befragen gab er an, sehr geräuschempfindlich gegenüber Stimmen zu sein.
Kommentar:
Das restless legs Syndrom (unruhige Beine) ist häufig Ursache für Schlafstörungen und für die Betroffenen eine starke Beeinträchtigung.
Behandlungsverlauf:
Nach der Verordnung eines homöopathischen Arzneimittels legte sich die Unruhe der Beine, während die innere Unruhe bestehen blieb und den Patienten belastete. Unter einer stärkeren Mittelgabe (höhere homöopathische Potenz) fühlte er sich insgesamt ruhiger und gelassener. Die Beschwerden traten nach einem Jahr erneut auf und verbesserten sich durch die wiederholte Gabe des Mittels.

3. Depression, Brustkrebs

Eine 52 jährige, allein stehende Kinderkrankenschwester berichtete mir über Depressionen, die nach der zweiten Brustoperation vor acht Monaten aufgetreten seien:
„Ich bin ein sehr naturverbundener Mensch gewesen, bin viel in ferne Länder gereist aber jetzt habe ich große Angst vor einem erneuten Rückfall. Ich kann nicht gut einschlafen und werde bereits nach drei Stunden wieder wach, nichts freut mich mehr und der Antrieb fehlt. Nur Musik verbessert meine Stimmung für kurze Zeit. Außerdem habe ich Hitzewallungen. Diese führe ich auf die Einnahme des Antihormonpräparates zurück, was ich gegen den Krebs einnehmen muss.”

Bei der weiteren Befragung gab sie unter anderem noch an, an hohem Blutdruck sowie an einem Schwindel zu leiden, der beim Drehen des Kopfes im Liegen auftrete.

Behandlungsverlauf:
Ich riet ihr, die allopathische Behandlung (Krebs- und Blutdruckmedikamente) bei zu behalten und verordnete ihr zusätzlich eine homöopathische Arznei. Zwei Tage nach der Einnahme konnte sie besser durchschlafen und die Hitzewallungen traten seltener auf.
Im Verlauf von vier Wochen reduzierte der Hausarzt die Blutdruckmedikamente und konnte sie schließlich absetzen. Die Patientin wurde unternehmungslustiger und konnte ihre Arbeit wieder aufnehmen. Als sie wieder schlechter schlief und sich ihre Stimmung erneut verschlechterte half das Mittel in einer höheren Potenzierung.

 

4. Epilepsie

Bericht:
Der 30 jährige Patient ist schon seit seinem 17. Lebensjahr wegen epileptischer Anfälle in neurologischer Behandlung.
„Als ich den ersten Anfall hatte, war ich 17 Jahre alt. Man weiß bei mir nicht, warum ich die Anfälle habe. Ich muss seit damals schon regelmäßig Medikamente einnehmen, was mir anfangs sehr schwer gefallen ist. Seit der Pubertät bekomme ich bei Föhn und jedem anderen Wetterwechsel starke Kopfschmerzen und fühle mich dann sehr schwach. Wenn ich wenig geschlafen habe oder viele Dinge gleichzeitig tue und mich überfordert fühle bekomme ich, trotz Medikamenten einen Anfall. Ich bemerke vorher ein aufsteigendes Übelkeitsgefühl im Magen, anschließend bin ich bewusstlos. Ich möchte homöopathisch behandelt werden, weil ich hoffe, dadurch irgendwann auf Medikamente verzichten zu können, ohne Anfälle zu bekommen.”

Kommentar:

Das Ziel der Behandlung epileptischer Anfälle muss die Anfallsfreiheit sein. Deshalb sollten die schulmedizinischen Medikamente unter einer homöopathischen Behandlung anfangs nicht verändert werden. Erst wenn sich deutliche Hinweise für eine Abnahme der Krampfbereitschaft zeigen, kann schrittweise versucht werden, die Medikamentendosis zu verringern.
Behandlungsverlauf:
Die Art der Anfälle und einige andere geschilderten Symptome veranlassten mich, dem Patienten ein Mittel zu geben, nach dessen Einnahme sich seine Wetterfühligkeit erheblich verbesserte. Auch unter Stress kam es zu keinen Anfällen mehr. Das Elektroenzephalogramm (EEG) zeigte im Verlauf der homöopathischen Behandlung eine konstante Befundbesserung, so dass eine Reduzierung der antiepileptischen Medikamente ins Auge gefasst werden konnte.

 

5. Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom des Erwachsenenalters (ADHS)

Eine 46 jährige Sozialpädagogin klagte über Konzentrationsstörungen und eine ständige, seit ihrer Kindheit auftretende körperliche Unruhe.
„Mir wächst das Chaos über den Kopf, weil ich ständig wichtige Termine vergesse, und anstehende Tätigkeiten nicht in einem vernünftigen zeitlichen Ablauf verrichten kann. Mir fällt es schwer, anderen im Gespräch zuzuhören. Ständig muss ich an meinen Fingern „zupfen” oder mich bewegen. Als Kind war ich zappelig und frech. In den Schulzeugnissen wurde auf meine Zappeligkeit und Unkonzentriertheit immer wieder hingewiesen".

Kommentar:

Die Patientin litt in sehr typischer Weise an den Symptomen einer ADHS, so dass sie zunächst Methylphenidat (Ritalin) bekam, welches sie aufgrund von Nebenwirkungen absetzte. Die homöopathische Behandlung gestalte sich zunächst langwierig, da vier verschiedene homöopathische Mittel, die sich bei den angegebenen Beschwerden sonst gut bewährten, diesmal ohne Wirkung blieben. Die Patientin berichtete dann von einer scheinbaren Belanglosigkeit, die gemeinsam mit anderen Symptomen zur Wahl der richtigen homöopathischen Arznei führte: Sie tanze oft ausgelassen in der Wohnung und fühle sich anschließend ruhiger und könne sich besser konzentrieren.

Behandlungsverlauf:

„Ich tanze nach wie vor sehr gerne, fühle mich aber irgendwie „gesetzter” und behäbiger. Ich nehme mir mehr Zeit zur Ruhe und habe dadurch mehr Kraft, mich meinem Chaos zu stellen”.

 

6. Multiple Sklerose

Artikel in der Homöopathiezeitschrift 1/2013, S. 50–59 (453 KB)

 

7. "Burn out"-Syndrom

Allgemeine Homöopathische Zeitung AHZ 2014; 259 (2) 1–5